Label/Vertrieb über: Greensleeves / Veröffentlichung: NN
(redI) - In letzter Zeit hauptsächlich durch den schon fast
inflationären Ausstoß an One-Riddim Samplern präsent,
setzt Greensleeves seine "Classics"-Serie zum 25-jährigen
Jubiläum fort. Damit wird ein weiteres Mal klar, wer Ende der 70er
bis weit in die 90er die Reggae-Nase in Europa vorn hatte. Schade eigentlich,
dass dieses hohe Niveau mittlerweile von Dancehall Veröffentlichungen
in Discounter-Manier abgelöst wurde. Umso schöner jedoch,
dass die alten Perlen in jeweils digital restaurierten Fassungen und
teilweise mit Bonustracks zu einem erschwinglichen Preis wieder zugänglich
gemacht wurden.
Chronologisch gesehen macht Ranking Joe's Werk "Weakheart
Fadeaway" von 1978 den Anfang. Der ehemalige Studio One DJ
reitet hier auf einigen der schönsten Riddims des kürzlich
verstorbenen Sir Clement "Coxsone" Dodd in den DJ-Olymp. Darunter
z.B. der Rockfort-Riddim und Junior Byles "Fade Away". Pflichtprogramm!
1981 erschien nach dem Mega-Klassiker "Best Dressed Chicken In
Town" Dr. Alimantados zweiter Geniestreich "Born
For A Purpose". Aufgenommen bei Channel One, King Tubby's und
Black Ark feierte der "Ital Surgeon" ein wahrhaftes Comeback,
nachdem er 1977 bei einem Autounfall fast ums Leben kam. Die Veröffentlichung
fiel zusammen mit dem Punk-Hype in England und löste (nicht nur)
unter den Punks einen Reggae Boom aus.
Mit "Can't Pop No Style" als einem der vier Bonus Tracks,
erscheint das 1982 aufgenommene Album "Mundell" von
Hugh Mundell. Mit den Roots Radics und einer schön angedubbten
Produktion im Rücken bewies der einstige Teenie-Star, dass er kein
One-Hit-Wonder war. Und dass er auch noch nach dem Stimmbruch singen
konnte...
Ebenfalls von Henry "Junjo" Lawes produziert und von den Roots
Radics gebacked ist das 1984 aufgenommene Album "Nobody Move
Nobody Get Hurt" vom King of Slackness Yellowman. Dominierte
bei Mundell noch klar der Roots, haben wir es bei King Yellow mit entspannten
Rub-A-Dub Sounds zu tun. Und natürlich seinen einzigartigen Slackness-Lyrics.
Insgesamt aber ein doch eher unspektakuläres Album.
Auch bei "Mouseketeer" (1985) von Eek-A-Mouse
zeichnete Henry "Junjo" Lawes für die Produktion &
die Roots Radics für die Riddims verantwortlich. Ein sehr smoothes,
homogenes Album mit zwei Disco-Mixen als Bonus. Hier zeigt sich der
Vater aller Sing-Jays von seiner besten Seite. Nicht so wegweisend wie
"Wa-Do-Dem" aber dennoch: Kleine Mouse ganz gross...
Die eigentliche Überraschung ist für mich jedoch "Under
me Sleng Teng" von Wayne Smith. Kannte ich bisher lediglich
den Titeltrack (hier auch mit der mit Dub- & Remix-Version vertreten),
können auch die restlichen Stücke mit ihrem Casio-Charme überzeugen.
Nicht umsonst begründete Produzent Prince Jammy mit dem Titelstück
im besonderen und dem Rest des Albums im allgemeinen auch den Beginn
seiner steilen Karriere. Das Pionierstück des Digital-Reggae von
1986 kommt mit wenig Schnickschnack, aber ungeheuer frisch daher. Anspieltipps:
"Icky All Over" und "In Thing".
Alles in allem lohnenswerte bis essentielle Anschaffungen für den
Reggae-Archivar. Das schon fast kriminelle Unterschlagen von Liner-Notes
ist hier wohl auf den gemäßigten Verkaufs-Preis zurückzuführen,
aber dennoch fragwürdig.
Weitere Informationen:
Getextet im Juli 2004
review (c) Torsten "Red I" Sarfert für reggaenode.de
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